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Kinder in Senfsoße! Gedünstet von der Sommersonne!


Omas stehen an Gehegen im Zoo und schauen Tieren beim Fressen, ficken oder sterben zu. Oder alte Leute stehen vor Zäunen von Kindertageseinrichtungen und schauen Kindern beim sich gegenseitig die Schaufel auf den Kopf hauen, von Klettergerüsten fallen oder beim nach Mama plärren zu. 

Auf dem Freigehege der Straße glotzen triebgesteuerte Männer Frauen hinterher. Frauen, die Ausschnitte viel zu tief tragen, weil viel zu tiefe Ausschnitte viel zu viele Blicke erhaschen wollen, die nicht gesund sind, denn das, was oftmals viel zu freizügig präsentiert wird, ungefähr so schön wie ein Igel aussieht, der auf der Autobahn das Tempo viel zu schnell fahrender Autos unterschätzte. Soll man dann eher für Menschen Verständis aufbringen, die dann lieber am Zaun des Freibads stehen und kleine Kinder, statt Tiere im Zoo gucken? Aber auch dort regiert Cellulite in Massen. Von Vätern und Müttern. Auch Väter und Mütter selbst in Massen im Kleinkindbecken des örtlichen Freibads. Fremde Kinder werden gerne mal über den Haufen gerannt oder anders plattgemacht. Von Vätern und Müttern, die dann froh darüber sind, im Kleinkindbecken des Lebens sich rund um die Uhr um ihren kleinen 12-jährigen Nachwuchs zu kümmern, deren massig aufgetragene Sonnencreme den Anschein von Senfsoße auf Kinderhaut zu haben scheint, welche bereits medium von der Sonne vorgebraten wurde. Ja, fremde Kinder
stören nur. Also platt machen. Genug Körpergewicht dafür sollte vorhanden sein. Und falsche Elternliebe kann auch mal egal sein. Was interessiert das Geschwätz von anderen? Das Wichtigste ist doch, dass die eigenen Kinder zu jeder Zeit erfahren, dass nur sie die einzige große Liebe sind. Die große Liebe, die auch bei 42 Grad im Schatten niemals losgelassen wird. Ja, für die eigenen Kinder geht man gerne über Leichen. 

Oder man steht in der Straßenbahn und weiss, wie sich Schweine beim Masttransport fühlen. Aber denen sind Gerüche egal. Das Leben ist sowieso gleich vorbei. Dann lieber noch einmal genießen, das Schweineleben. Die Straßenbahn also viel zu voll, viel zu stickige Luft und Gerüche nach Schweiss und Zwiebeln, leichter Fäulnis und irgendwie riecht es auch nach Aggression und Frustration. Dazu Gespräche, wo man lieber weghören möchte, aber nichts hören ist auf so engem Raum so schwer wie nichts riechen. Und so bekommt man mit, wie darüber geflucht wird , dass es viel zu heiß ist, die Klimakatastrophe daran schuld wäre und der Schweiss nur so laufen würde. Und um die immer weniger werdenden schattigen Plätze in der Stadt, ja um die muss man regelrecht kämpfen. Vorgestern hieß es dagegen noch in der völlig überfüllten Straßenbahn, dass es für diese Jahreszeit viel zu kalt wäre, die Klimakatastrophe daran schuld wäre und man ja seit Jahren keinen richtigen Sommer mehr gehabt hätte. Ja, früher stand man noch in der Straßenbahn und schwitzte vor sich hin und vorgestern musste man um die wenigen sonnigen Plätze regelrecht kämpfen. 


Später sitze ich im Park, an einen Baum gelehnt und versuche viel zu spät, den diesjährigen Sommer noch genießen zu können. Und ich zwinge mich dazu, die maximale Ruhe auszukosten, während zwei Straßen weiter Straßenbahnen quitschen, Taxen hupen, Hunde kläffen und Kinder schreien. Kurze Zeit später plaziert sich eine viel zu dicke und viel zu wenig bekleidete Frau mit ihrer Picknickdecke und ihren Picknickkindern direkt vor meinen Augen. Die Kinder, ich schätzte sie zwischen 3 und 7 und mit der Diagnose von leichter Adiposität, werden entkleidet und ich denke so bei mir, dass die Mutter sich bitte nicht auch entkleiden solle. Tat sie nicht. Stattdessen führte erst ihr Blick, dann ihr Weg zu mir. Nur um mir mitzuteilen, dass Männer wie ich hier unerwünscht wären und ich gehen solle, sonst rufe sie die Polizei. Mit diesem Satz gelang ihr etwas, wozu die Wenigsten im Stande waren. Sie sorgte bei mir für kurze Sprachlosigkeit. Als ich meine Sprache wiederhatte, stand die Mutter noch immer vor mir, die Hände in den Fetthüften gebäugt, was unfreiwillig den Blick auf viel zu viel Axelschweiss freigab. Auch das ein Ergebnis der Sommersonne. Und der Blick der Frau sagte zwar nichts weiter und drückte trotzdem aus: "Na, wirds bald! Geh jetzt endlich du pädophiler Drecksack!" Damit war es auf den Punkt gebracht. Diese Frau hielt mich tatsächlich für einen Kinderfreund. Ich konnte es nicht glauben, schaute sie an, hätte ihr am liebsten vor die Füsse gespuckt,  erwiderte jedoch nur, dass ich Kinder von Herzen lieben würde. Aber ausschließlich medium und in Senfsoße. Dann verließ ich den Platz, den ich eigentlich zuerst besetzt hatte, legte mich auf das Gras des 200m entfernten verwaisten Spielplatzes, genoß noch ein wenig die Sonne bis der Hunger kam. Auf irgendwas in Senfsoße.

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