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Der Weihnachtsmann, die AFD und Polizei!

In den letzten Tagen überlegte ich, was ich zum Thema Weihnachten literarisch beitragen kann. Irgendwas muss da von mir kommen. Wird das nicht erwartet? Weil schließlich jeder da draußen den eigenen, ungefragten Anteil zu Weihnachten beiträgt. Und ob andere das hören, lesen oder schlicht ihre Ruhe wollen, scheint so egal wie Christi Geburt. 


Gestern ging ich durch meine Heimatstadt Berlin spazieren und dachte mir: »Schreibst du über das, was du gerade erlebst.«
Nichts!

Mit der Ausnahme, dass herumstreunende Polizisten mich stark an die Odenwaldschule erinnerten. Mit ihren schwingenden Knüppeln.
Ansonsten sah ich Menschen, die durch Straßen und Einkaufspassagen hetzten. Beim Thema hetzen dachte ich kurz an die AFD, wollte mir jedoch den Tag nicht versauen lassen. Da schienen mir Gedanken an den Weihnachtsmann schon lieber. Vorne stand er. Ich also hin. Vielleicht hatte er sogar was für mich. Und tatsächlich! Der Man mit dem weißen Rauschebart übergab mir mein Präsent. In Form eines Stück Papier im A6-Format. Bekamen andere ebenso. War mir aber egal. Und um nicht weitere Geschenke am Heiligabend zu gefährden, warf ich dankend einen kurzen Blick auf den Zettel. 

»Wählen sie AFD! Für mehr Polizei im Staate statt Flüchtlinge!« 

Dann schmiss ich ihn weg und verfluchte den blöden Typen samt blöden roten Tarnmantel. Ich dachte wieder an Hetze zu Weihnachten, an mehr, von der AFD geforderte, knüppelschwingende Polizisten sowie die Odenwaldschule.
Danach sah ich einen weißen, vollgesabberten Bart auf dem Boden liegen, dessen Träger sich vor Schmerzen auf der Erde krümmte. Er spuckte Blut und hetzerische Flyer quollen aus sämtlichen Körperöffnungen heraus. Nachdem ich den Kampf für beendet erklärte. Einen Augenblick später gelang es mir dann aber, Gedanken mit leicht aggressivem Flair wieder neu zu ordnen. Ich entschied mich für die mögliche Option der Flucht. An rassistischen Weihnachtsmännern mit einem klar erkennbar viel zu breiten Kreuz wollte ich meine Hände nicht beschmutzen.

Kurze Zeit später fand ich Asyl in einem türkischen Restaurant. Jawohl! Asyl! Genauso stelle ich mir Asyl in Deutschland vor. Bereits am Eingang wurde ich mit den Worten 


»Aber sie bleiben nicht so lange, oder?«

willkommen geheißen. 
In freudiger Erwartung meiner bestellten Gemüsepfanne lauschte ich dem Dialog, welcher aus dem hinteren Teil des Restaurants zu mir vordrang. 


»Mama, gibt es den Weihnachtsmann jetzt oder nicht«?

Bevor die »Mama«-genannte Frau zum Antworten ansetzte, preschte der Mann bereits dazwischen.

  »Mein Kind!
Seitdem es die AFD gibt,glaube ich wieder an alles!« 


Dass Gör schaute, als wollte es fragen, was das denn nun mit dem Weihnachtsmann zu tun hatte. Aber es traute sich vermutlich nicht.  Hätte ich auch nicht, wenn der Mann, aus dessen Samen ich einst entstand, ein bekennender AFD-Wähler zu sein schien. Stattdessen fragte ich mich, was die AFD gottverdammt mit dem Weihnachtsmann zu tun hatte?
Dann erklang die fragende Stimme der Mutter: 


»Was hat das denn jetzt bitte mit dem Weihnachtsmann zu tun«?

Der Vater erklärte:


»Nie im Leben hätte ich es für möglich gehalten, dass eine Partei mich und meine Meinung so hervorragend vertritt. Seitdem glaube  ich wieder an den Weihnachtsmann!«

Das Blag lächelte in Richtung des AFD-Vaters. Dieser sank in meiner Gunst vom unsympathischen Familienpatriarchen herunter in Richtung niedrigstem Arschlochstatus, welcher vorstellbar war.
Die Mutter sprang beleidigt auf, nahm ihre Jacke, schlug ihrem Kind mit der flachen Hand gegen die Stirn und sagte nur noch: 


»Na und! Ich wähle weiter die NPD. Tradition verpflichtet nämlich! Such dir am besten gleich noch ne neue Ficksche.  Die Plagen kannste behalten.«

Anschließend ging sie durch die Tür.

Ich fragte mich ernsthaft, wo ich hier überhaupt gelandet bin. Und wussten diese doofen Nazis da hinten eigentlich, dass dies hier ein türkisches Restaurant darstellen sollte? Der Nazi-Vater bestellte erstmal noch eine türkische Pizza und fuhr seinen Sohn mit den Worten an

 »Guck nicht so bekloppt!«

Mein Handy klingelte. Ich erschrak, vermutete ich doch am anderen Ende der Leitung entweder den Weihnachtsmann persönlich, einen AFD-Werbeanruf oder die Polizei. Es war dann meine Frau, die mich darüber aufklärte, dass die Wehen einsetzten. Da wurde mir bewusst, dass ich heute der Held sein werde. Dank mir kommt da ein Geschöpf zur Welt, was später ganz bestimmt nicht die AFD wählen wird, also keine Nazikarriere startet, also auch niemals bei der Polizei arbeitet. Und schon gar nicht als Weihnachtsmann. Ich Held! Heute rette ich die Welt!

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