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Ja, wo leben wir eigentlich?

Ja, wo leben wir eigentlich?

Hier werden Fußballspieler wie Vieh durchs Land getrieben, in Boulevardzeitungen zerrissen, von «deutschen Fußballfans» verunglimpft.
Und warum?
Haben die Frauen vergewaltigt?
Jemanden umgebracht?
Kinderpornographie verbreitet oder hergestellt?
Nein, sie haben sich für die Weltmeisterschaft in Russland qualifiziert und schieden bei dieser in der Vorrunde aus. Genauso wie 16 andere Mannschaften.

Ja, wo leben wir eigentlich?
Robert-Enke jährt sich nächstes Jahr zum zehnten Mal, vielleicht wird dann mal wieder für drei Tage darüber gesprochen. Über andere Fälle nicht. Egal, daraus lernen wird man auch nach dem x-ten Suizid nicht.

Ja, wo leben wir eigentlich?
Gewinnt man ein Spiel, wird man bestimmt auch Weltmeister. Verliert man, ist man der schlechteste Fußballspieler der Welt. Warum immer diese Extreme?

Ja, wo leben wir eigentlich?
Diese Frage stelle ich mir immer wieder, seit ich mich kaum noch traue, in Zeitungen zu schauen, weil dort Menschen, die ihr Hobby zum Beruf machen durften, übel beleidigt werden.
Und ich werfe einen Blick auf die Gesellschaft, in der ich lebe. Und mir wird schlecht. Es ist egal, was du im Kopf hast. Du musst nicht einmal einen Satz ohne Reschdschreipfeler aufs Papier bringen können. Sei rücksichtslos, mache andere nieder und du wirst Erfolg haben. Ein Miteinander ist nicht gefragt. Gegeneinander. Auf die Fresse. Der Rücksichtsloseste wird am Ende den größten Erfolg haben.
Nicht die Mehrheit wird gehört, sondern die Einzelnen, die schreien. Die werden vernommen. Dabei hieß es doch einst: «Wer schreit der lügt.»

Ich möchte in keiner Gesellschaft leben, wo die Dummen den größten Erfolg haben.
Ich möchte in keiner Gesellschaft leben, wo Fußball einen höheren Stellenwert als Bildung hat.
Ich möchte in keiner Gesellschaft leben, wo Hass regiert, weil sich mit Mitgefühl, Empathie, Rücksichtnahme und einem Miteinander kein Geld verdienen lässt.

Ich möchte in keiner Gesellschaft leben, wo es wichtiger ist, dass täglich fünf (!!!) Flüchtlinge an der bayerischen Grenze bei Passau ankommen, als dass meine Tochter im Kindergarten nur noch von Zeitarbeitskräften betreut wird.

Und ich habe keine Lust darauf, der Stärkste zu sein. Ich muss nicht gehört werden, nicht einmal im Geld schwimmen muss ich. Aber auf dieser Welle voller Hass und Rücksichtslosigkeit werde ich nie mitschwimmen.
Und an all die Dummen da draußen: Eure Masken werden irgendwann fallen!

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