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Ich verstecke mich hinter einer Wand aus Buchstaben


Ich merke, wie ich mich mehr und mehr zurückziehe, mich hinter Buchstaben verstecke, aus denen ich umfangreiche Texte forme, hinter denen mich niemand finden kann.
Nein, ich gehörte noch nie zu den Menschen, die man verstand, ohne nachzudenken. Und inzwischen genieße ich es, missverstanden zu werden, weil es immer weniger Menschen in meinem Umfeld gibt, die ihre Denkkraft investieren, um mich verstehen zu wollen.


Seit Monaten arbeite ich an einem gigantischen Buchprojekt. Wird das früher oder später veröffentlicht, wir die Zahl derer, die mich für verrückt halten, zunehmen. Manche werden sich fragen, was denn mit mir los sei. Allen anderen ist es egal.
Die Lust auf das Schreiben fühlte sich nie extenzieller an. Es stellt für mich eine hervorragende Möglichkeit dar, Menschen nicht nur aus dem Weg zu gehen. Ich muss sie nicht einmal aus der Ferne sehen. Stattdessen genieße ich die Ruhe an meinem Sekretär aus Eiche rustikal. Gibt es da draußen tatsächlich Menschen, die mich vermissen, empfehle ich Ihnen die im Augenblick eher selten stattfindenden Lesungen. Die nächste u.a. am 2.August im schönen Örtchen Abbenrode.

Denn ich möchte für Kultur sorgen. Kultur, die die Missstände in der Gesellschaft aufgreift. Früher thematisierte ich Nazis (sein Kampf) und Armut (Märchen aus der Unterschicht), morgen Alkohol und andere Drogen, die in die Abhängigkeit führen. Dabei ist Unabhängigkeit doch so essentiell. Traue ich meiner eigenen Erfahrung, kann ich mich sowieso nur noch auf mich selbst verlassen.

Irgendwann schrieb ich einmal ähnliche Zeilen. Doch sie fühlen sich so aktuell an. Ich fühle mich, als fahre ich auf einem Fahrad die Straße entlang. Alle anderen fahren Porsche. Es sorgt für positive Gefühle, mich abzustrampeln, zu schwitzen, ausgelaugt und stinkend sein Ziel zu erreichen. Immerhin schütze ich die Umwelt, mein Körper rostet nicht ein und ich komme trotzdem an.
Nur wieder die anderen Menschen. Sie gefährden sich, mich, die Umwelt, während mir auf meinem durchgerosteten Klapprad bewusst wird, diese Welt besteht zum großen Teil doch nur aus Egoismus und der Geilheit auf Prestige. Auf Stärke. Ja, man spielt den überlegenen Mann oder die starke Frau. Doch vor dem nächsten Windzug, der einen umpustet, kann man sich nicht verstecken. Nicht einmal hinter einer Wand aus Buchstaben.

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