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Telefonsex in der U-Bahn oder Peitschenhiebe für die Würde


Neulich in der U-Bahn wurde mir klar, dass so eine Fahrt mit der U-Bahn auch immer irgendwie Prävention gegen Depression zu sein scheint. Diese U-Bahn bringt Licht ins Dunkel und kann auch das Licht am Ende des Tunnels sein.

Mit gegenüber saß eine Gestalt, die äußerlich wenig über sich verriet. Auf ihrem T-Shirt stand gedruckt:



„Sexy Girl

=

Deutschland-Girl!“



Ansonsten hatte diese Gestalt den Körperbau einer 14-jährigen und das Gesicht einer Frau über 40. Dazu pechschwarze Haare und ein Teint, der eigentlich aussprach, dass dieses Deutschland-Girl lieber ein afrikanisches wäre oder unter der Sonnenbank einen zweiwöchigen Urlaub verbrachte.  In der Hand dieser Frau befand sich ein Handy, welches sie sich an ihr verbrauchtes Gesicht hielt. Aus diesem Gesicht kamen leicht Flüche und Tränen.  Das Handy hieß wohl Dirk und sollte bitte nicht auflegen.

Die vor sich hin winselnde Frau wollte dem Telefon nicht wehtun, hat sie gesagt. Nicht verletzen.

Das Telefon sagte dazu erstmal gar nichts.

Sie sei jetzt auf dem Weg in sein Haus. Hat sie gesagt.

Das fand ich komisch.

Das Handy solle ihr verzeihen, dann könne es auch alles mit ihr anstellen. Was es nur möchte.

Das wollte ich mir nicht vorstellen.

Diese deutsche Frau sagte, dass sie doch die Baby Dolly von Dirk wäre. Dirks deutsches Mädchen.

Mir taten Handys irgendwie leid, die auf Namen wie Dirk getauft wurden.

Und sie wolle mit dem Handy einen Porno drehen. Hauptsache, das Dirk-Handy verzeiht ihr. Bitte, bitte!

Dabei betonte sie das Wort Porno, als wenn sie schwere Luftnot hätte. Dann ging es weiter.

Und sie wollte das doch alles gar nicht. Sie wäre nur viel zu besoffen gewesen und kann sich eigentlich auch gar nicht mehr so richtig daran erinnern, wie Maik, Gordon und Hannes mit ihr vögelten. Und das Handy sollte wissen, dass das ja auch so furchtbar gemein gewesen wäre, dass die Uschi das alles einfach verraten hat. Und das Handy hätte doch mal gesagt, dass Deutsche niemals Deutsche verraten sollten. Das wäre doch Hochverrat an der deutschen Rasse.

Das sagte also ein Handy, welches sichtbar japanische Wurzeln hatte.

Aber es wäre ja auch alles so egal. Ab jetzt wäre die Sprechfrau nur noch allein die Sexsklavin für Dirk. Versprochen! Und das Handy wurde gefragt, ob es dem Deutschland-Girl nicht nachher den Popo versohlen möchte.

Das hätte ich zu gerne erlebt, weil noch nie gesehen.

Und ihr Handy möge Popo versohlen doch auch.  Und wenn sie gleich beim Handy zuhause ist, darf das Handy sie aber natürlich auch anders bestrafen. Das Handy darf mit dem Deutschland-Girl machen, was es will. Und dieses Deutschland-Girl, wie sie von ihrem T-Shirt genannt wurde, würde natürlich auch alles für das Handy tun, wenn es ihr doch nur verzeihen würde.

Dirks Baby Dolly liebt schließlich ihr Handy. Das wolle sie dem Handy beweisen. Und sie flehte und bettelte in das Mobiltelefon hinein.

Und das Handy hätte doch irgendwann einmal gesagt, dass die deutsche Rasse zusammenhalten müsse. Für den Endsieg.

Und ich dachte so, dass ich solche Worte von einem japanischen Handy nie für möglich gehalten hätte.

Ja, und es wäre doch so doof, wenn das zwischen dem Handy und dem sexy Deutschland-Girl nun vorbei wäre. Und das Mädchen meinte, dass es doch nun auch nicht so oft mit anderen was gehabt hätte.

Das wäre mir als Handy eigentlich relativ egal, aber Handys ticken wohl anders.

Und das Handy solle doch nur mal an den Endsieg denken, hat das Mädchen verlauten lassen. Und gleich ist es beim Dirk-Handy zuhause und droht damit, ihr Handy nach deutscher Hausfrauenart zu verwöhnen. Wenn es denn nur die Tür öffnen würde.

Das wird schwer.

Ja, und dann kam noch ein zaghaftes 
Hallo?
Hallo?
Bist du noch dran?
 
Doch das Handy streikte. Der Akku war leer.


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