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Ich höre Stimmen,...


...diese Stimmen, die irgendwoher dröhnen und wegen ihrer Lautstärke kaum zu ertragen sind. Diese Stimmen, die um meine Aufmerksamkeit kämpfen.

«Was hast du gesagt? Fick dich doch selber!»
Okay, diese Stimmen sind nicht für mich bestimmt. Da redet jemand neben mir mit seinem Telefon.
Gott sei Dank!
Ist doch «Mich selbst ficken» eine Disziplin, in der ich weniger als ungeübt bin.

Ich laufe weiter durch die Straßen Berlins und bin auf der Suche nach dir. 

Nach deiner Aufmerksamkeit. 
Eine andere will ich nicht. 
Deine Stimme. Ja, ich behaupte, deine Stimme von diesen unzähligen Stimmen unterscheiden zu können. 
Von diesen tausenden Stimmen, die unentwegt und unüberlegt auf mich niederregnen. Selbst, wenn wir beide nebeneinanderliegen und schweigen, würde ich dein Schweigen klar heraushören aus diesem buntgemischten Stimmensalat.

Doch noch ist es nicht soweit. Noch muss ich weiter durch den auf mich niederprasselnden Regen an Stimmen laufen.
 

«Fick dich!»
«Halts Maul!»
«Alter, geh mir aus dem Weg, sonst hast du meine Faust in deiner hässlichen Kackfresse!»


All jene Wortfetzen durchschreite ich. Auf dem Weg zu dir. Wortfetzen, die ich gar nicht hören will, weswegen ich kurz mit dem Gedanken spiele, einen Arzt aufzusuchen, der mir Tabletten gibt, damit ich keine Stimmen mehr höre.

«Ich dachte, ich komme dir entgegen!

Allein der Sehnsucht wegen!» 

Da stehst du plötzlich vor mir. Du, mit deinem lieblichen Sommersprossengesicht und deinen Haaren, an denen sich scheinbar der Wind verging.

Ich denke so, dass ich gar keine Tabletten brauche, denn deine Stimme klingt genauso lieblich, wie du schön bist und es käme einem Super-Gau gleich, diesen Genuss mit Tabletten zu unterdrücken.
Für deine Stimme nehme ich gerne tausende Stimmen in Kauf, die täglich auf mich niederregnen. Und nun lass uns zu dir gehen und schweigen!


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