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Meine eigene Politikunverdrossenheit


Ich laufe durch die Straßen. Wie so oft. Und wie so oft begegnen mir Menschen, die ich nicht verstehe.
«Ich bin seit vier Jahren arbeitslos und werde am Sonntag CDU wählen! Die gewinnen nämlich die Wahl und ich möchte auch mal zu den Gewinnern gehören!» Und ich denke so bei mir, schaufel du mit deiner Wahl ruhig dein eigenes Grab. Wärst ja nicht der Erste.
Ja, die CDU. Die Partei mit den Spenden- und Banken- und unzähligen anderen Skandalen. Und ich gebe ihnen mein Ehrenwort, dass ich diese Partei niemals wählen werde. Ähnlich sieht es mit der SPD aus, die während ihrer letzten Periode, mit dieser Skandalpartei CDU, mehr Tote an Europas Schranken zu verantworten hatte, als die damalige SED an der deutsch-deutschen Grenze.

Und da ist die FDP. Die, die meinen, dass sich Arbeit wieder lohnen müsse und wer viel arbeitet, solle auch viel verdienen. Die Realität ist genauso lächerlich wie Christian Lindner. Der, der auf seinen Plakaten mit so tollen Sprüchen wirbt wie «Schulranzen sind unsere Zukunft!» Herr Lindner, ihre Partei regierte dann und wann auch mal mit. Und auch da gab es bereits Schulranzen. Die waren ihnen aber egal.

Die Grünen haben mehr mit sich selber zu tun, und wer so viel an sich arbeiten muss, hat ja gar keine Zeit, sich um Hobbys wie Politik zu kümmern.

Ich habe der Linkspartei auch in diesem Jahr nicht meine Kreuze gegeben. Doch wenn jemand kommen würde und sagt, dass ich mich gefälligst zwischen all den bisher genannten Parteien entscheiden sollte und sonst aufs Maul kriege, dann wäre die Linkspartei die Partei, der ich, gezwungenermaßen, meine Stimme gebe.

Doch auch in mir wächst die Politikverdrossenheit wie ein unersättlicher Tumor. Doch im Gegensatz zu den Nicht- oder Protestwählern kann ich meine Haltung begründen. Und diese hat gar nichts mit mir selbst zu tun. Ich führe ein okayes Leben und fühle, dass ich mehr glücklich als unglücklich bin.
Es liegt einzig an diesem System, was für mich so viel mit Demokratie zu tun hat, wie eine Katze zur Art der Kriechtiere gehört.
In diesem System werden Parteien mit Großspenden von Großkonzernen finanziert und es ist völlig klar, dass ich zuerst für den, der mich finanziert, die Politik mache, die er möchte. Wo bleibt dabei eigentlich der Mensch von der Straße? Also der, der keine Großspenden aufbieten kann? Und dann ist da wieder die Linkspartei, die Geldspenden kassiert, die so klein sind, dass sie nicht angegeben werden müssen.

Und ich frage mich, wieso nicht jede Partei, die zu einer Wahl zugelassen wird, die gleichen finanziellen Mittel für den Wahlkampf einsetzen darf? Wäre das nicht wahre Demokratie, die Bestechlichkeit um Weiten reduziert? Genauso reduziert, wie die Bestechlichkeit von Politikern, die so viel verdienen können, wie es der Durchschnittsverdienst vorgibt? Es wurde ja mal damit begründet, dass Politiker so viel mehr als andere verdienen müssen, damit sie weniger bestechlich wären. Spätestens seit Helmut Kohl sollte auch diese These widerlegt sein.

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