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Ein kleiner Vorgeschmack auf das Jahr 2020. Ein Kapitel aus "Endstation Berlin"!

Samstag, 30. September, 04:20Uhr, Ostbahnhof, Friedrichshain


 Gelächter riss den Mann aus dem Halbschlaf. Vor ihm erkannte er Menschen. Vier oder fünf. Noch bevor er richtig zu sich kam, kroch das Gefühl der Angst in seinen Körper. Auch Svenya Schmid öffnete ihre Augen. Sie drehte sich in die Richtung, aus der sie die Stimmen vernahm.
 »Stinkende Ratten«, hörte sie eine weibliche Stimme sagen. Wladimir Perenov erkannte Weinflaschen in den Händen der Leute. War das tatsächlich ein La Iglesia de Arínzano? Oder doch nur ein minderwertiger Abklatsch aus dem Supermarkt?
In seinen besten Zeiten genoss der bullige Glatzkopf die besten Weine. Er liebte Weißwein. Nur den billigen bekam er nicht hinunter. Dann doch lieber Wodka. Perenov nahm eine Fußspitze an seiner Brust wahr. Kein Tritt. Eher ein Test, ob er überhaupt reagieren würde.
Und er reagierte. Mit einem leichten Zucken. Es folgte ein stechender Schmerz. Ausgelöst durch einen brachialen Stoß in seinen Unterleib. Der Mann schrie nicht, weinte nicht, krümmte sich nur stumm vor Schmerz. Seine Begleiterin lag regungslos neben ihm. Hoffte, übersehen zu werden. Dieser Tritt! Für Perenov ein deutliches Zeichen, zu verschwinden. Bevor er sich aufrichten konnte, fühlte er einen warmen Strahl auf sich hinabregnen. Ein Mann hielt sein Glied über ihn. Jemand pisste ihn tatsächlich an. Leute lachten.
Blitzartig griff Wladimir Perenov seinen Schlafsack samt Wodkaflasche. Er suchte Schutz im Bahnhofsgebäude. Seine Freundin blieb liegen und hielt verängstigt die Luft an. Wladimir Perenov sollte die Bahnhofshalle nie mehr lebend verlassen.

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